„Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche bleibt für das Auge unsichtbar.“
Antoine de Saint-Exupéry

Vereinsgeschichte

Die Geschichte eines ungebrochenen Engagements zum Wohle von Kindern und Jugendlichen, erzählt von MOKI-Wien Gründungsobfrau Gabriele Hintermayer

Im Jahr 1999
gründeten sechs engagierte Diplomierte Kinderkrankenschwestern – die damals gültige Berufsbezeichnung – MOKI, die Mobile Kinderkrankenpflege. Eine von ihnen war Gabriele Hintermayer, die Gründungsobfrau von MOKI-Wien.
Die aktuelle Berufsbezeichnung ist Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson (Kinder- und Jugendlichenpflege), DGKP (KJP)
Die Motivation
„Ich wollte einen guten Start für Kind und Familie Zuhause ermöglichen. Immer wieder sah ich, dass Kinder zu lange im Spital waren oder sie wieder aufgenommen wurden, weil die Familie überfordert war. Die von der öffentlichen Hand finanzierten Organisationen mit Hauskrankenpflege für Erwachsene, hatten kein Angebot für Kinder. Der Bedarf für eine adäquate und fachlichen Betreuung und Unterstützung zu Hause wurde nicht einmal erkannt. Angefangen habe ich mit Stillberatung und der Betreuung von Frühgeborenen.“
Die Startbedingungen
„Förderlich war auf jeden Fall die Offenheit meines damaligen Arbeitgebers. Ich arbeitete damals auf der Frühgeborenen-Station des Preyer‘schen Kinderspitals und durfte nebenbei freiberuflich die ersten Kinder zu Hause betreuen. Die ersten Familien waren Selbstzahler. Auch das Wiener AKH hat mir bald Kinder zur Nachbetreuung zu Hause zugewiesen. Mit dem Verein KIB gab es bald die Möglichkeit einer Teil-Finanzierung. Meine eigene Unwissenheit würde ich rückblickend als hilfreich bezeichnen. Denn die Komplexität der Struktur im Gesundheitssystem habe ich damals zum Glück ausgeblendet. Herauszufinden, wer in diesem System wofür zuständig ist, und wer was entscheidet, war damals und ist heute nach wie vor eine große Herausforderung.“
Der lange Weg bis zur Finanzierung
„Anfangs mussten die Eltern die Kinderhauskrankenpflege zur Gänze selbst bezahlen. Schon im ersten Jahr wurde eine teilweise Kostenübernahme durch den Verein KiB (Kinderbegleitung) für dessen Vereinsmitglieder möglich. Bereits im Krankenhaus wurde den betroffenen Eltern eine KiB Vereinsmitgliedschaft nahegelegt. Ab Oktober 2002 ging MOKI in Wien mit dem Wiener Hilfswerk eine Kooperation ein. Die Pflegeeinsätze wurden fortan von der damaligen MA 47 finanziert. Schließlich, im Jahr 2010, wurde MOKI-Wien als eigenständige Organisation vom Fonds Soziales Wien anerkannt und mit einem eigenen Vertrag ausgestattet.“
Das Besondere an der Kinderhauskrankenpflege
„Die Tätigkeit einer Kinderkrankenpflegeperson zu Hause in der Familie ist ganz anders als im Krankenhaus. Man ist auf sich allein gestellt und hat nicht ein unterstützendes Stationsteam sofort an der Hand. Außerdem ist man immer „Gast“ in der Familie. Aber man kann sich dem zu betreuenden Kind voll und ganz widmen und die Wirksamkeit der eigenen Arbeit unmittelbar spüren. Das schätzen unsere Mitarbeiter*innen.“
Die MOKI-Wien Mitarbeiter*innen
„Anfangs waren viele neben der Arbeit im Krankenhaus freiberuflich für MOKI-Wien tätig. Sie hatten den unmittelbaren Vergleich. Seit 2010 stellen wir die Kolleg*innen an. So können weniger „parallel“ anfangen. Da ist umso mehr eine gute Einschulung, die on-the-job Ausbildung, sowie die laufende Weiterbildung aller Mitarbeiter*innen von Bedeutung.“
Wachstum und Entwicklung
„Im Zeitraum von 1999 bis zu Beginn des Jahres 2001 habe ich als Ein-Frau Organisation etwa 15 Frühgeborene und das erste chronisch kranke Kind betreut. Von da an kamen nach und nach Kolleg*innen dazu und die Betreuungsstunden wurden bis zum Jahr 2008 jährlich mehr. Seitdem stagnieren sie auf hohem Niveau, zwischen 21.000 und 25.000 Stunden pro Jahr.“
Der steigende Bedarf
„Es gäbe zwar viel mehr Kinder/Jugendliche mit Pflege- und Betreuungsbedarf in Wien, doch es mangelt am qualifizierten Personal. Da wir die Kinder mit chronischen Erkrankungen, schweren Behinderungen und lebensverkürzenden Erkrankungen oft über Jahre betreuen, gehen bei gleichbleibenden Betreuungsstunden naturgemäß die jährlichen Neuaufnahmen zurück.“
Pflege ist in Österreich Länder-Kompetenz
„1999 haben fünf diplomierte Kinderkrankenpflegepersonen aus NÖ und ich aus Wien MOKI, die Mobile Kinderkrankenpflege, gegründet. Ende des Jahres kam eine Kollegin aus dem Burgenland dazu und Anfang 2000 eine Kollegin aus OÖ. Die Bedürfnisse der Familien waren überall sehr ähnlich, die bürokratischen Anforderungen der Bundesländer sind jedoch heute noch sehr unterschiedlich.“
Vernünftige Trennung, umständehalber
„2004 trennten wir uns, denn es war klar, dass wir mit eigenen MOKI Verein in jedem Bundesland unsere Ziele besser erreichen würden. 2004 kam es auch zur Gründung von MOKI Kärnten. In den Bundesländern gibt es nach wie vor unterschiedlich hohe Stundensätze und Selbstbehalte. Kinderhauskrankenpflege wird bei unterschiedlichen Diagnosen bewilligt oder versagt. Die Pflegepersonen müssen angestellt werden, oder sie dürfen ausschließlich freiberuflich arbeiten. Fahrtkosten und Wegzeiten werden ganz unterschiedlich vergütet. Den Dachverband MOKI Österreich lösten wir bereits 2005 auf, um organisatorisch möglichst schlank zu bleiben.“
MOKI in Österreich hat gemeinsame Ziele
„Es ist unsere gemeinsame Idee von ganzheitlicher Pflege im gewohnten Umfeld für Kinder und Jugendliche, für deren Umsetzung wir uns tagtäglich bemühen. Jede MOKI Landesorganisation hat ihre besonderen Herausforderungen. Der Austausch über die vielfältigen Erfahrungen und das Verständnis untereinander bringt uns weiter. Seit 2015 gibt es MOKI Steiermark und 2017 hat MOKI Salzburg begonnen. Ich glaube, dass sich beide Organisationen dank unser aller Erfahrungen schneller und effizienter etablieren werden. Schließlich wollen wir uns in den nunmehr sieben MOKI Landesorganisationen darauf konzentrieren, Kinder und Jugendliche dort bestmöglich zu pflegen und betreuen, wo ihr Zuhause ist.“
Künftige Herausforderungen für die Mobile Kinderkrankenpflege
„Die größte Herausforderung ist und wird in der kommenden Zeit sein, genügend qualifizierte Krankenpflegepersonen mit Spezialisierung in der Kinder- und Jugendlichenpflege für die Mobile Kinderkrankenpflege zu finden und sie entsprechend den Erfordernissen weiterzubilden. Für die unmittelbare Zukunft wünsche ich mir, weitere Entlastungsangebote für Familien von Kindern und Jugendlichen mit schweren chronischen Erkrankungen oder Behinderungen, denn Mobile Kinderkrankenpflege allein kann nicht alle Bedürfnisse abdecken. Und jedes Jahr ist es von neuem eine Herausforderung, die Finanzierung des Angebots auf sichere Beine zu stellen, sei es durch den Fördergeber oder durch die Aufbringung von Spenden.“
Einmal Pandemie und zurück
„Die COVID-19 Pandemie hat uns von Anfang 2020 bis 2023 sehr gefordert und letztlich einiges nachhaltig geändert. Als anfangs unsere Klienten wegen des unbekannten Risikos die Einsatzstunden reihenweise absagten, nutzte MOKI-Wien einige Monate lang die freigewordenen Kapazitäten, um in der Hauskrankenpflege von erwachsenen Menschen einzuspringen. Für die in den ersten Monaten fehlende Schutzkleidung sind unsere Freiwilligen nähend in die Bresche gesprungen. Aus der Pandemiezeit geblieben ist die größere Vielfalt der Kommunikationskanäle, die wir weiterhin nutzen. Die Kooperation mit dem Fördergeber und anderen Institutionen hat sich in dieser herausfordernden Zeit sehr bewährt.“
Kompetenzerweiterung durch multiprofessionelles Team
„Seit Beginn 2023 ergänzt eine Sozialarbeiterin das MOKI-Wien Pflegeteam. Im Sinne der Ganzheitlichkeit liegt unser Fokus nicht nur auf der professionellen Pflege des betroffenen Kindes/Jugendlichen, sondern beinhaltet auch andere Faktoren, wie pädagogisches Handeln, die Inklusion in Kindergärten und Schulen und die soziale Teilhabe. Kinder- und Jugendlichenpflege bezieht immer auch das Familiensystem mit ein. MOKI-Wiens Handlungskompetenz wird daher um die Expertise in Sozialarbeit erweitert. Sofern die Finanzierung gelingt, sollen bei MOKI-Wien in Zukunft auch Pädagog*innen zum Einsatz kommen.“
Vorbereitung des Generationenwechsels in der Führung von MOKI-Wien
„Im Jahr 2024 steht meine Pensionierung bevor“, meint MOKI-Wiens Gründungsobfrau Gabriele Hintermayer. „Ich beschäftige mich seit geraumer Zeit mit der Übergabe an die nächste Generation. MOKI-Wien ist gewachsen und hat sich erfreulicherweise gut weiterentwickelt. Die beiden Bereiche Geschäftsführung und Pflegedienstleitung werden in Zukunft von zwei Führungskräften übernommen, wie uns auch von externen Organisationsberatern nahegelegt wurde. Damit bleiben wir wachsenden Aufgaben und mit wachsender Organisation auf einem guten Weg.“
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